Seite wählen

Atemmuster für maximale Sauerstoffversorgung des Gehirns, Atmung und Sauerstoff im Gehirn

- Letzte Aktualisierung am der 24. Dezember 2018

Geschrieben von Dr. Artour Rakhimov, Alternativer Gesundheitserzieher und Autor
- Medizinisch überprüft von Naziliya Rakhimova, MD

Atmung und Sauerstoff im Gehirn

Sauerstoffi im gehirn

Die Sauerstoffversorgung unseres Gehirns ist eng verbunden mit unserer Atmung. Unmerkliche Veränderungen der Atmung können bereits dazu führen, dass 20-30% weniger Blut ins Gehirn gelangt und das Gehirn somit weniger Sauerstoff bekommt. Wie sollten wir atmen (rund um die Uhr), so dass eine maximale Sauerstoffversorgung des Gehirns gewährleistet ist? Wie gelangt mehr Sauerstoff ins Gehirn? Welches Atemmuster ist das beste für unser Nervensystem?

Mehr als 95% der Menschen glauben, dass tiefes Atmen oder Atmen mit großem Volumen gut für die Gesundheit ist. Medizinische und physiologische Untersuchungen zeigen jedoch das Gegenteil. Es gibt keine Studie, die positive Effekte tiefen Atmens auf die Gesundheit aufzeigt. Warum?

100 schnelle und tiefe Atemzüge können zu Bewusstlosigkeit führen durch Sauerstoffmangel im Gehirn. Das ist seit langem bekannt und es existieren Dutzende von Untersuchungen dazu.

Rechts sehen Sie das Video „Erhöhung des Sauerstoffs im Gehirn“ (How to get more oxygen to your brain).

Vasokonstriktion der Gefäße im Gehirn ist ein lineares Geschehen. Je mehr geatmet wird, desto mehr ziehen sich die Gefäße in Gehirn (und anderen Geweben) zusammen. Überatmung bewirkt eine Verminderung der Sauerstoffversorgung um 20%.

Überatmung (gesteigerte Minutenventilation, sog. Hyperventilation) ist eine Gefahr für die Gesundheit. Gesunde Menschen haben ein leichtes, langsames Atemmuster mit kleinem Volumen, das eine exzellente Sauerstoffversorgung bewirkt. Die Atmung gesunder Menschen ist nicht sichtbar und nicht hörbar. Dagegen atmen kranke Menschen (mit Asthma, Herzerkrankungen, Bronchitis, Krebs, Diabetes, Depression, chronischem Müdigkeitssyndrom, Schlaflosigkeit, Süchten und anderen Problemen) schwer und tief und leiden in der Folge unter Sauerstoffmangel in Gehirn und Zellen. Sie überatmen.

Messung des Sauerstoffgehalts im Gehirn

Machen Sie den stressfreien Atem-Anhaltetest. Atmen Sie ganz normal, während Sie sitzen; nach einem gewöhnlichen Ausatmen halten Sie ihre Nase zu (um kleinste Atemzüge zu verhindern) und messen Sie die Zeit, die vergeht, bis sich ein erstes Unwohlsein (Bedürfnis zu atmen) einstellt.
Achtung: Bei manchen Menschen mit Herzerkrankung, Migräne oder Panikattacken kann es einige Minuten nach diesem Test zu Symptomen kommen. In diesem Fall sollte der Test nicht wiederholt werden.
Der häufigste Fehler ist ein zu langes Anhalten der Atmung. Wenn Sie das tun, werden Sie bemerken, dass der Stress ansteigt. So zeigt Ihnen der Körper, dass Sie stoppen müssen. Wenn Sie den Test korrekt durchführen, atmen Sie nach dem Anhalten nicht anders als zuvor, Sie atmen nicht tiefer oder ringen gar um Luft. Auch sollten Sie den Test möglichst mit leerem Magen machen.

Typische Ergebnisse des Atem-Anhaltetests

Schwer kranke, hospitalisierte Patienten und Menschen im Endstadium einer schweren Erkrankung können zwischen 1 und 10 Sekunden stressfrei auf den Impuls zum Einatmen warten. Das heißt, der Sauerstoffgehalt ihres Körpers reicht für 1-10 Sekunden. Je näher sie dem Tod kommen, desto tiefer und schwerer atmen sie, mit immer höherem Atemzugvolumen, während die Anhaltezeit sich stetig verringert: 5, 4, 3, 2, 1 Sekunde kurz vor Eintreten des Todes.
Menschen mit leichteren Formen der Erkrankung (Asthma, Herzerkrankung, Diabetes, Krebs etc.) können ihren Atem zwischen 10 und 20 Sekunden zurückhalten. Diese Patienten erhalten gewöhnlich eine Medikation, um die Symptomatik unter Kontrolle zu halten. Symptomfreie Asthmatiker, Herzpatienten und viele andere erreichen knapp über 20 Sekunden (siehe Studien weiter unten).
Gesunde Erwachsene sollten etwa 40 Sekunden lang ihren Atem stressfrei zurückhalten können. Eine Gruppe von russischen Ärzten, die mit der ganzheitlichen Methode zur Erhöhung der Sauerstoffversorgung nach Buteyko arbeiten, fand heraus, dass  ein Wert von 60 Sekunden absolut unvereinbar ist mit dem Auftreten von 150 chronischen oder sogenannten Zivilisationskrankheiten. Sie etablierten folglich 60 Sekunden Atemanhaltezeit als Therapieziel.

Das ideale Atemmuster, das dem Gehirn Sauerstoff für bis zu 3 Minuten liefert (in Ruhe), besteht aus 3-4 Atemzügen pro Minute rund um die Uhr.

Gründe des Sauerstoffmangels im Gehirn bei Überatmung

Schweres oder tiefes Atmen über die Norm hinaus verursacht Verluste an Kohlendioxid (CO2) in allen Zellen des menschlichen Organismus. Das führt zu:
– verringerter Blutzufuhr zum Gehirn, da Kohlendioxidmangel zur Verengung der Blutgefäße (Arterien und Arteriolen) führt. In einer 2004 veröffentlichten Studie berichtet Professor Newton vom medizinischen Zentrum der University of Southern California, dass „sich der Blutfluss zum Gehirn bei einem Abfall der Kohlendioxidkonzentration um 1 mm Hg um 2% verringert (Newton, 2004). Weniger Blut bedeutet weniger Glucose (der Treibstoff des Gehirns unter normalen Bedingungen), weniger Sauerstoff und weniger Nährstoffe. Zudem reichern sich Abfallprodukte in den Geweben an.
– Unterdrückung des Bohr Effekts: Sauerstoff wird vom Hämoglobin in den roten Blutkörperchen gebunden und über die Blutbahn zu den Zellen transportiert. Diese roten Blutkörperchen verfügen über Rezeptoren, die hohe Kohlendioxidkonzentrationen in den Geweben „aufspüren“. In diese Gewebe wird dann vermehrt Sauerstoff abgegeben, während Gewebe mit niedrigeren Kohlendioxidkonzentrationen nachrangig versorgt werden. So wird also überall da Sauerstoff freigesetzt, wo hohe Kohlendioxidkonzentrationen gemessen werden. Dieser Effekt hängt ab von den absoluten Kohlendioxidwerten in Blut und Lungen.
Ist die CO2 Konzentration niedrig, bleibt der Sauerstoff ans Hämoglobin gebunden (das wird in der Fachsprache als „hohe Sauerstoffaffinität des Hämoglobins“ bezeichnet). Mithin führt Überatmung, bedingt durch die dadurch entstehenden hohen Verluste an Kohlendioxid zu Zellhypoxie. Je mehr also in Ruhe geatmet wird, desto niedriger die Sauerstoffkonzentration in den lebenswichtigen Organen (In Bewegung wird durch die Zellatmung Kohlendioxid nachproduziert, weswegen die tiefere Atmung im Normalfall nicht zu Sauerstoffmangel führt).
Zusammenfassung: Vasokonstriktion (bedingt durch Kohlendioxidmangel) bewirkt eine Verringerung der Sauerstoffaufnahme
Was an Sauerstoff aufgenommen wurde, wird nicht in die Zellen freigesetzt (bedingt durch Kohlendioxidmangel).

Die Atmung bei Menschen mit mentalen oder psychologischen Problemen

1976 veröffentlichte das British Journal of Psychiatry eine Untersuchung an 60 Patienten mit neurotischer Depression und endogener Depression. Alle Patienten hatten abnorm niedrige Kohlendioxidkonzentrationen (Mora et al, 1976)
19990 veröffentlichten amerikanische Psychiater der städtischen Universität von New York die Ergebnisse ihrer Untersuchungen an mehreren Gruppen von Patienten mit unterschiedlicher Symptomatik (Angst, Panikstörung, Depression, Migräne und Epilepsie). Zusammenfassend wird festgestellt, dass „praktische alle Patienten mittel bis schwer hyperventilierten und begleitend eine Dysrhythmie im EEG aufwiesen“ (Fried et al, 1990). Dabei traten Hyperventilation und abnorme elektrische Aktivität im Gehirn gleichzeitig auf.
Kanadische Wissenschaftler der psychiatrischen Abteilung der Universität von Manitoba, Winnipeg) führten Kohlendioxidmessungen an mehr als 20 Patienten mit Panikstörung durch. Auch sie fanden Kohlendioxidkonzentrationen unterhalb der medizinischen Norm (Asmundson & Stein, 1994). Viele weitere Studien belegen abnorm niedrige Kohlendioxidkonzentrationen bei Menschen mit unterschiedlichen psychologischen und neurologischen Problemen.
Es liegt keine Evidenz vor, dass Menschen , die der medizinischen Norm entsprechend atmen neurologische oder psychologische Probleme aufweisen. Dagegen liefert die Forschung Ergebnisse, die belegen, dass alle Patienten mit Depression, Schizophrenie, Phobien und Panikattacken, ADD (Aufmekrsamkeitsdefizitsyndrom), ADHD (Hyperaktivität), Süchten, Schlafstörungen etc. chronisch hyperventilieren. Das legt den Schluß nahe, dass diese Störungen zumindest teilweise durch Hyperventilation bedingt sind und die Hyperventilation nicht das Ergebnis dieser Störungen ist.

Erhöhung der Sauerstoffzufuhr zum Gehirn

Wenn sich die Atmung normalisiert, erhöht sich die Atemanhalte-Zeit auf 40-60 Sekunden, was bedeutet, dass der Organismus reichlich mit Sauerstoff versorgt ist. Alle Gesundheitsprobleme, die an das Gehirn oder das Zentralnervensystem gekoppelt sind verschwinden. Der russische Arzt Konstantin Pavlovitch Buteyko entwickelte eine auf medizinischer Basis beruhende Methode der „Selbstoxygenierung“, auch bekannt als Buteyko-Methode. Er schulte um die 200 seiner Kollegen in der Ausübung dieser Methode. Oberstes Ziel ist es, die Atmung auf das medizinisch empfohlene Maß zu reduzieren und damit auch die Sauerstoffversorgung wieder zu normalisieren.
Die gesunde Atmung ist unsichtbar und unhörbar, leicht und entspannt. Auf das Einatmen eines kleinen Luftvolumens folgt eine unmittelbare Entspannung des Zwerchfells mit einem langen Ausatmen. Diese Atmung garantiert eine optimale Sauerstoffversorgung des gesamten Organismus und bringt viele chronische Gesundheitsprobleme zum Verschwinden.
Im Bonusinhalt finden Sie eine kurze Zusammenfassung von Faktoren des Lebensstils, die zu einer guten Sauerstoffversorgung beitragen.

Referenzen:
1. http://physiologie.cc/V.5.htm
2. https://bessergesundleben.de/entdecke-5-moeglichkeiten-um-die-durchblutung-des-gehirns-zu-verbessern/
3. https://de.wikihow.com/Die-Durchblutung-des-Gehirns-verbessern
4. Brain oxygenation and energy metabolism (NCBI.nlm.nih.gov)
5. How to Improve Circulation of Oxygen to Brain (LiveStrong.com)
6. Brain oxygen – are you getting enough? (AVogel.ca)

Für weitere Referenzen gehen Sie bitte auf die englische Seite

Erstellt am 01.11.2017